Als wir unsere ursprüngliche Entscheidung getroffen haben, nicht nach St. Vincent einzureisen, sondern direkt von Grenada nach Martinique zu segeln, haben uns Viele für verrückt erklärt. Wenn wir schon nicht einreisen wollen, dann sollten wir wenigstens bei den Tobago Cays vorbeisegeln, denn das sei eines der schönsten Fleckchen auf der Welt.
Wir waren also sehr gespannt! Allerdings auch sehr skeptisch, denn es klang immer so, als ob die Tobago Cays vor Allem tolle Strände bieten und wir sind alle keine Strandurlauber. Also, wir gehen gerne mal an den Strand und ins Wasser, aber nur für ein paar Stunden und dann reicht es auch wieder.
Als wir dann von Mayreau aus in Richtung der Tobago Cays fuhren, ahnten wir schon, dass die Leute recht hatten! Türkisblaues Wasser, pittoreske Felsformationen, weiße Sandstrände und ein ringförmiges Riff, an dem sich die Wellen brechen. Mehr karibisches Klischee geht fast nicht!
Wir haben uns an einer Boje festgemacht und sofort sind links und rechts von uns Schildkröten aufgetaucht. Die ganze Zeit, die wir dort waren, konnten wir immer Schildkröten sehen. Adam konnte sich nicht daran satt sehen und wir haben immer wieder Schildkröten beobachtet. In dem glasklaren Wasser konnte man leicht bis auf den Grund gucken und das Schwimmen war eine Freude.
Es gibt an den Tobago Cays eine extra Zone zur Schildkrötenbeobachtung, in der man schnorcheln kann. Dorthin sind wir natürlich mit unserem Dinghy gefahren und haben uns ins Wasser gestürzt. Neben Schildkröten gab es dort auch Adams geliebte Kofferfische und riesengroße Rochen. Also ein durchweg erfolgreiches Schnorchelunterfangen! Leider war hier der Wellengang recht stark und deswegen das Wasser nicht so superklar. Aber wir haben trotzdem ein paar coole Photos gemacht.
Auch hier hätte es die Möglichkeit für ein Barbecue am Strand gegeben, doch wir haben lieber daheim gekocht und den Abend am Boot verbracht, auch weil wir kein Bargeld mehr hatten, da es auf Mayreau, unserem letzten Stop leider keinen Bankautomaten gab. Unsere bretonischen Freunde aus der Chatham Bay waren auch da und wir haben sie lautstark nach Hause kommen hören. Hochinteressant, wie ein einziges bewegendes Zusammentreffen sofort das ganze Bild von Menschen verändern kann. Hätten wir sie nicht vorher erlebt, hätten sie uns jetzt vermutlich genervt, aber so waren wir nur amüsiert.
In Richtung Atlantik hatten wir eine wunderbare Aussicht auf eine Insel, die vielleicht einigen Menschen bekannt vorkommen könnte.
Ich sage nur: Pirates of the Caribbean und Rumschmuggler!
Nach einem Tag und einer Nacht an den Tobago Cays ging es dann weiter in Richtung Canouan. Wir hatten gelesen, dass es dort einen tollen Spezialitätenladen sowie sehr gutes Wasser und Einkaufsmöglichkeiten geben soll. Vor Allem brauchten wir ja einen Bankautomaten, den wir zum Glück tatsächlich schnell gefunden haben. Als wir allerdings zu dem Spezialitätenladen wollten, haben wir rausgefunden, dass das Gelände auf dem sich dieser befindet inzwischen Teil eines Clubs ist, und man darf dort nur hin wenn man Clubmitglied ist. Der Club war ein sehr skurriler Kontrast zu den umliegenden Häusern. Insgesamt wirkte Canouan eher einfach und arm und dazwischen dann ein superschickes Hotelgelände. Canouan ist sowieso etwas merkwürdig, da der komplette Norden der Insel Privatgelände ist und ein schickes Boutiquehotel beinhaltet in das die Stars und Sternchen kommen, während der Süden komplett von einem Flughafen und einer neuen schicken Marina beherrscht wird. Und dazwischen wohnen die Locals und dürfen nicht durch die Tore. Das ist etwas, das uns in St. Vincent immer wieder begegnet ist: Luxustourismus direkt neben bitterer Armut. Und am auffälligsten war es eben hier.
Wir hingegen durften auch nicht in den Spezialitätenladen und so haben wir eben auf dem lokalen Markt Obst gekauft und frisches Brot aus der lokalen Bäckerei. Dabei lernt man definitiv immer interessante Menschen kennen und so sind wir voll beladen mit Essen und neuen Eindrücken wieder zurück auf unser Boot gefahren. Dort haben wir noch das coolste Wasser Tanken bisher erlebt, als ein Tankboot bei uns längsseits ging und uns Wasser in die Tanks gepumpt hat. Aber was für ein Boot! Der Außenborder war leider geklaut worden, deswegen wurde das Boot durch ein Dinghy geschoben. Obendrauf waren Solarpaneele, die die Pumpe mit Strom versorgt haben und der Schalter zum Einschalten der Pumpe waren zwei Kabel, die verzwirbelt wurden. Der junge Mann, der das Boot fuhr war supersympathisch und wir waren ganz beglückt.
Nachdem wir wieder Wasser hatten und unser Proviantlager etwas aufgefüllt war, ging es weiter in Richtung Bequia (sprich: Bekweh). Unter Seglern ist Bequia legendär und tatsächlich fühlte es sich nach einer Woche in einer völlig anderen Welt hier wieder mehr so an wie wir das gewohnt sind. Wir sind am Abend erstmal Pizza zu einem horrenden Preis essen gegangen! Ricky und Hans haben wie immer sehr viel mehr erkundet, da sie einfach schneller zu Fuß sind als wir mit Adam. Und sie haben berichtet, dass dieses „westliche“ Gefühl ein paar Straßenzüge vom Hafen entfernt auch ganz schnell wieder aufhört. Also auch hier ist der Gegensatz zwischen lokaler Bevölkerung und touristischem Treiben recht groß.
Nichtsdestotrotz genießen wir es, ganz entspannt unser Proviantlager wieder aufzufüllen und durch die Stadt zu bummeln.
Leider haben wir nicht viel Zeit in Bequia, da wir noch nach St. Vincent wollen und langsam auch der Abflug von Ricky und Hans immer näher rückt. Deswegen geht es recht schnell weiter in Richtung St. Vincent, der Hauptinsel.
In St. Vincent landen wir erstmal in der Blue Lagoon ganz im Süden und verbringen dort einige Tage während wir rausfinden, wo und wann wir einen PCR-Test für die Einreise nach Martinique machen können. Ricky und Hans wandern in die Hauptstadt Kingstown, von wo sie voller Eindrücke wiederkommen. Wir gehen es etwas gemütlicher an und essen Schokoladeneis und üben klettern!
Nach einer abenteuerlichen Fahrt zum PCR-Test (unser geplanter Fahrer hat uns erstmal sitzenlassen, so dass wir dann ein anderes Taxi genommen haben) und einer noch Abenteuerlicheren zurück (Wir sind wieder mal Bus gefahren! Mit lautem Reggae und halsbrecherischem Tempo. Adam fands super!) sind wir dann aus der Blue Lagoon in Richtung Norden aufgebrochen.
Wir wollten noch einen Zwischenstop in einer besonderen Bucht einlegen: Wie schon erwähnt, wurden Teile von „Pirates of the Caribbean“ in St. Vincent und den Grenadinen gefilmt. Und „Port Royal“, das ja eigentlich auf Jamaika liegt, wurde in der Wallilabou Bay auf St. Vincent nachgebaut. Und in der kleinen Nachbarbucht, der Keartons Bay ist der lokale TransOcean Stützpunkt im „Rock-Side Cafe“, das von einer Deutschen (Rosi) und einem Vincentianer (Orlando) geführt wird. Wir melden uns dort fürs Abendessen an und als wir ankommen sind wir verzückt! Ich habe noch nie so eine wunderschöne Bucht gesehen! Die Stimmung ist magisch, wir werden von Orlando begrüßt und später zum Essen abgeholt, da direkt vor dem Strand so viele Steine sind, dass man dort nur landen kann, wenn man sich auskennt. Das Essen ist köstlich und wir sind ganz begeistert. Leider ist es mir nicht wirklich gelungen, die Schönheit der Bucht einzufangen, aber ich habe es versucht.
Nachdem wir unsere PCR-Ergebnisse inzwischen bekommen hatten, sind wir direkt am nächsten Tag früh am Morgen in Richtung Martinique aufgebrochen. Dabei mussten wir natürlich noch eine kurze Runde in die Wallilabou Bay machen und uns „Port Royal“ angucken. Man sieht nicht mehr wirklich was davon aber irgendwie kam mir die Bucht trotzdem bekannt vor.
Die Überfahrt nach Martinique war recht wild und anstrengend. So waren wir froh als wir letztendlich wieder auf Martinique waren und vor der Altstadt von Fort de France unseren Anker geworfen hatten.
Die letzten beiden Tage vor Abflug haben wir dann in Fort de France verbracht, waren nochmal lecker Essen und bummeln. Und nach 3 vollen Wochen war es dann Zeit, Abschied zu nehmen. Danke für die schöne Zeit und hoffentlich bis bald!