Zen oder die Kunst an der Boje zu hängen

in Blog, Karibik

Die erfreulichste Nachricht zuerst: Wir sind wieder flott! 

Diesen Blogpostbeginn habe ich vor 2 Tagen vorbereitet, um ihn abzuschicken, wenn wir nett in St. Anne ankern und einen (alkoholfreien) Sekt auf die gelungene Reparatur trinken. Leider wollte das Universum etwas Anderes. Aber lest selbst:

Nachdem Pedro recht viel selber Hand angelegt hat, schien unser Getriebe endlich wieder fit. Wir sind dann auch gleich damit in den Hafen und zu „InoxAlu“ gefahren, einem Schlosserbetrieb, der von einem deutschen Seglerpaar hier betrieben wird.

 

Die haben uns den Spreizer unseres Wasserstags wieder angeschweißt. Der war uns in der Grand Anse abgefallen, weil der kräftige Wind unsere Festmacher immer wieder dagegen gedrückt hat. Mein Tauchlehrer hat das abgefallene Teil dann netterweise wieder hochgetaucht und somit konnte das Ganze jetzt endlich repariert werden. 

Ich habe weiter an unseren Beschriftungen gearbeitet. Wir haben den Heimathafen neu gemacht und nachdem ich dafür Buchstaben neu anschrauben musste, wollte ich das lieber am ruhigen Steg machen statt an der Boje. Also ging ich frisch ans Werk! Und natürlich ist mir in einem abgelenkten Moment das „N“ von „Wien“ ins Wasser gefallen. Aber, ist ja nur 2,5 Meter tief, das kann man schnell hochtauchen. Doch nach einem ersten Tauchversuch die große Ernüchterung: neben grausig schlechter Sicht (wir sind ja schließlich im Hafenbecken) ist unter uns alles voller Seegras und darunter ist Schlamm… Ich hatte keinen Erfolg und auch Pedro hat das verflixte „N“ nicht gefunden. Die Tauchlehrerin der Tauchschule nebenan meinte auch nur, dass sie da nicht runtertauchen möchte, aber ich könne mir Ausrüstung leihen, um in Ruhe suchen zu können. Und während ich noch überlegt habe, ob ich das jetzt machen soll und richtig schlechter Laune war, bin ich prompt die Treppe zum Salon runtergefallen. In der Schwangerschaft ist mir das auch schonmal passiert und jetzt wieder. Zum Glück ist nix schlimmes passiert, nur ein paar blaue Flecken, aber tauchen wollte ich in dem Zustand dann doch lieber nicht. Nachdem wir uns schon fast damit abgefunden hatten, dass das „N“ weg ist und wir uns ein neues besorgen müssen, hat Pedro am nächsten Tag noch einen letzten Tauchversuch gemacht und siehe da – beim allerletzten mal runtertauchen kam er plötzlich laut „Ich habs!“ rufend wieder aufgetaucht. Also konnte ich doch noch unseren Heimathafen anschrauben und deswegen hier jetzt die versprochenen Bilder:

Heck vorher
Heck nachher

Weitere Reparaturen, die wir endlich gemacht haben: Pedro hat die Furler von Klüver, Fock und Flipper repariert, wir haben unser repariertes Klüversegel wieder hochgezogen und Pedro hat vor unseren Kühlschrank einen Schuber gebaut, damit der bei Seegang und Lage nicht mehr aufgehen kann. Insgesamt also sehr erfolgreiche Tage!

Nachdem wir das Alles erledigt hatten, war unser Plan, langsam unser Vertrauen in unser Getriebe wieder aufzubauen. Also erstmal nach St. Anne und zurück. Dann zum Diamant und zurück. Und wenn das funktioniert hat, dann glauben wir, dass wir tatsächlich wieder flott sind. Also sind wir am Dienstag mittag los in Richtung St. Anne gestartet. Lief auch erstmal gut, aber ungefähr auf halber Strecke aus der Bucht raus merkte Pedro plötzlich, dass wir quasi keinen Vorwärtsschub mehr haben. Rückwärts ging zum Glück noch, wir haben uns also rückwärts fahrend an die Tankstelle gerettet (Siehe Karte unten). Dort waren wir erstmal in Schockstarre. Ich hatte erstmal wirklich das Gefühl, dass wir hier nie wieder wegkommen und für immer festsitzen. 

Nachdem der erste Schock abgeklungen war, konnten wir dann langsam überlegen, was wir jetzt machen. Wir wurden dann von 3 Booten wieder an eine Boje bugsiert und Pedro hat unser Getriebe wieder ausgebaut. Das wartet jetzt auf Abholung durch den angeblich besten Mechaniker der Bucht. Und wir dürfen uns wieder darin üben, uns in die Situation reinzuentspannen und das Beste draus zu machen.

Außerdem haben wir uns impfen lassen. Nach einem Tip von Freunden, dass das hier einfach möglich ist, haben wir mal im Krankenhaus angerufen und tatsächlich einen Impftermin 3 Tage später bekommen. Die Impfung war mit dem Pfizer/BioNtech Impfstoff und war recht unspektakulär. Wir hatten beide leichte Schmerzen im gepieksten Arm und waren die 2 Tage danach ein bisschen müde, aber ansonsten ging es uns gut. Jetzt müssen wir mal gucken, wo wir die 2. Impfung bekommen. Wenns ganz blöd läuft, können wir die auch hier machen.

PS: Hier im Hafen wird gerade wild gebaut. Anscheinend nutzen sie die Tatsache, dass momentan fast keine Touristen da sind. Dabei wird dann auch Interessantes vom Meeresboden hochgeholt, das ich euch nicht vorenthalten will:

Warten auf die Weiterfahrt
Und wer ist der beste Mechaniker der Bucht?

4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • ach herrjeh.
    auch bei mir geht es nur ganz laaangsam voran, in meiner neuen wohnung.
    scheint irgendwie eine zeitqualität zu sein, sich in langsamkeit zu üben…
    alles gute dabei – bis hoffentlich mal bald.
    liebe grüße

    Antworten
    • Mara Fricke-Wirth
      7. Mai 2021 09:02

      Ihr seid echt tapfer und geduldig …zwischendurch klingt es eher wie ein Bastel/ Reperatururlaub bei euch, aber toll dass ihr eure Laune immer wieder zurückfindet, ebenso wie das N eurer Schrift,seid halt zwei Glückspilze !!! ….aber auf jeden Fall ist die Sirena jetzt schon viel besser in Schuss als wie sie von Stapel lief,oder ??
      Hug von Mara

      Antworten
  • Sven-Erik
    8. Mai 2021 01:22

    Warum impfen?

    Antworten
    • Pedro Schiller
      10. Mai 2021 03:47

      Na weil wir denken dass es das reisen wesentlich vereinfacht, und es soll ja schon zumindest vor schweren Verläufen schützen.

      Antworten

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